Die theater monteure grenzen nicht aus. Sie verbinden und verknüpfen. Sie brechen spielerisch auf, setzen Kinder aus dem Publikum um. Erwachsene würden sagen: Sie verändern die soziale Statik.
Ihre Hände angeln spontan nach einem Schal. Und auch ein Schuh oder ein Haarreif wechseln so im Publikum den Besitzer. Es ist ein spielerischer Versuch, zeitlich begrenzt Anordnungen zu verändern und zu schauen, was passiert. Was soll ein Kind mit einem Erwachsenenschuh? Ist das ein guter Deal? Die beiden wahren zugleich die Ordnung. Es ist ein Stück für die Kinder. Alle – selbst die erwachsenen Begleiter – bekommen ihre Sachen zurück.
Ende Mai und in der zweiten Oktoberwoche folgten die beiden theater monteure einer Einladung von Kita & Co, insgesamt 19 Aufführungen kamen zusammen, gemeinsam besucht von Erstklässlern und Vorschulkindern aus den Kitas. Manchmal werde es poetisch, manchmal ergreifend, manchmal chaotisch, erzählen sie. „Alles mögliche kann passieren“, resümiert Karoline von Lüdinghausen die gesammelten Erfahrungen. Jede Aufführung ist anders, weil die Kinder, die Zuschauer eine große Rolle spielen. Und die beiden lassen sich zugleich selber viel Raum, um zu improvisieren und die Kinder mit auf die Reise zu nehmen.
Die Begegnung ist ihnen wichtig. Die 70 Kinder dieser Vorführung in der Grundschule Mindener Straße in Herford verteilen sich in lediglich zwei Reihen in einem Sitzbankquadrat um die Spielfläche herum. Eine zunächst kahle Mitte entsteht. Die beiden Schauspieler bringen nur sich selber mit. Ihre Figuren haben keine Biografie, keine Geschichte. Darum geht es nicht. Die beiden sind ganz im Hier und Jetzt. Sie begegnen sich untereinander, reiben sich, können sich nicht einigen, wer anfängt. Verändern sich in der Bewegung. Rasch werden die Kinder mit einbezogen. „Ich sehe was, was Du nicht siehst…“. Die Kinder weiten ihren Blick, sehen möglichweise den Aufführungsort, eine Sporthalle. Was es zu sehen gibt, liegt dort. Aber nicht nur. Ein Kikereki ertönt, klar, das ist ein Hahn.
Eine Leichtigkeit macht sich bei den Kindern breit. Sie spüren, dass sie mitmachen können und niemand sie wertet oder gar maßregelt. Die beiden Schauspieler werden zu ihren Fanatasiebeflüglern. Das Stück hebt dennoch nicht ab in allzu wolkige Sphären. Das liegt daran, dass die beiden Spielerinnen immer wieder landen und auf zentrale Themen zurückkommen, die bereits Kinder beschäftigen können. „Ich bin die Glücksfee“, sagt sie, „mein Spezialgebiet sind Miesepeter. Du bist hier, um das Glücklichsein zu lernen“. Ihr Mitspieler ist wenig begeistert, fühlt sich schrecklich. Glücklich sein lässt sich nicht verordnen.
Die beiden Schauspieler geben Anregungen, „Glück ist, wenn sich ganz viele Fragenzeichen im Kopf in Luft auflösen. „Wie fühlt sich das an, glücklich zu sein?“, fragt Karoline von Lüdinghausen. „Warm, weich und federleicht“, antwortet Joachim von der Heiden. Kinder aus dem Publikum fügen an, was sie glücklich macht.
Die beiden Theatermonteure zaubern einen Helden aus dem Papierhut, der Luftschlösser bauen kann und sich traut zu sagen, dass er sich vor Angst fast in die Hose macht. Sie schaffen Räume, in denen sich Menschen mit ihrer Fantasie begegnen. In dem die Kinder mitmachen, mitteilen, erforschen und erproben können. Und sie tasten sich an ein Bewusstsein, eine spielerische Reflexion heran, was eine Gemeinschaft ist, welche Rollen und manchmal auch welche Schwierigkeiten damit verbunden sind, wenn Menschen verbunden sind. Dieser Überbau wird aber nicht herausgekehrt. Die Fachkräfte können ihn in der Stückbeschreibung lesen. Damit ist es dann aber auch gut. Dass die Kinder nach der Aufführung durch den Raum tollen, Purzelbäume und Räder schlagen, zeigt vielmehr, dass sie diesen wunderbaren Spielraum angenommen haben und sich beflügelt fühlen.
Mehr Infos zum Stück und den theater monteuren: www.theater-monteure.de