Die 14. Lernparty von Kita & Co macht deutlich, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen, wertschätzend zu sein und auch Werte zu teilen
Es bestehe Handlungsbedarf, wenn in der Kita oder in der Grundschule rechte Tendenzen sichtbar werden, sagt Martina Buhl von der Systemberatung Extremismusprävention, „wer dazu schweigt, stimmt letztlich zu“. Die Systemberatung wurde 2020 vom Land NRW neu eingerichtet und ist im Kreis Herford in der Regionalen Schulberatung zu finden.
Kinder können besonders leicht beeinflusst werden. „Eltern oder auch Mitarbeitende mit entsprechenden Einstellungen lassen hier und da eine Bemerkung fallen und schauen, wie weit sie gehen können“, erläutert die Beraterin. Stammtischparolen, etwa „Mädchen können kein Mathe“ oder „Mein Junge soll keine Strumpfhose anziehen, sonst wird er später schwul“, stecken voller Vorurteile, polarisieren und sind in der Summe menschenverachtend.
Zu reagieren, sei manchmal gar nicht so einfach: „Bei manchen Aussagen bleibt einem die Spucke weg“. Äußerungen in diese Richtung muss das Team reflektieren und gemeinsam abstimmen, wie vorzugehen ist. Die Systemberatung vermittelt dabei gerne Beratungsangebote.
Martina Buhl war eine der Referentinnen der 14. Lernparty von Kita & Co, die in diesem Jahr digital stattfand. Für einen Samstagvormittag hatten sich 70 Fachkräfte aus Kitas und Grundschulen auf einer Konferenzplattform zusammengeschaltet.
Angela-Maria Meyer stellte in ihrem Forum das sinnstiftende Vorgehen im Team in den Mittelpunkt. Das Forum der Beraterin, Trainerin und Prozessbegleiterin richtete sich an Leitungskräfte und Kooperationsbeauftragte. Wichtig sei es, Ziele, die Rollen und die gegenseitigen Erwartungen im Team zu kennen. „Es ist sehr individuell, was Menschen wollen, was sie brauchen und was sie von den anderen erwarten. Bleibt das ungeklärt, gelingt die Zusammenarbeit nicht“, sagt sie, „Konflikte entstehen zum größten Teil aus Missverständnissen“.
Es geht Angela-Maria Meyer um Kommunikation, oder wie sie es formuliert: „Wir greifen zum Äußersten. Wir sprechen miteinander“. Worte schaffen Möglichkeiten, Worte können Kommunikation aber auch sofort wieder beenden, etwa wenn sie Urteile über andere beinhalten. „Zur Kommunikation gehört auch immer die Selbstreflexion, etwa darüber, was ich dazu beigetragen habe, dass eine Situation eskaliert ist“. Wenn so viel wie möglich geklärt ist, sehen alle einen Sinn in der Arbeit, verstehen ihre Rolle und sind motiviert.
Sehr motivierend ging es auch im dritten Forum zu. Die Tanzpädagogin Constanze Stallnig-Nierhaus erläutere YoBaDo®, ein Achtsamkeits- und Bewegungskonzept. Mit ihm lernen Kinder und Erwachsene, wie sie sich selbst und andere stärken, respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen können. „Eigenlob stinkt: Diesen Satz haben wir bewusst gestrichen“, sagt Constanze Stallnig-Nierhaus. Kommt das Konzept in Kitas und Grundschulen zum Einsatz, werden die Kinder aufgefordert, zu sagen, worauf sie stolz sind. Oder eine Schatzkiste wird herumgereicht, alle sind neugierig, was da wohl drin ist. Wenn sie reinschauen, sehen sie vor allem sich selber, denn die Innenseite der Kiste ist ein Spiegel. „Wir legen den Fokus auf die Stärken, setzen auf Komplimente und das Teilen des Positiven in der Gruppe“, sagt Constanze Stallnig-Nierhaus. Mit einfachen Methoden und Gegenständen, also Tüchern, Smileys, ausgeschnittenen und beschriftbaren Herzen und Sternen, mit Musik und Bewegung öffnen sie die Kinder.
„Die Lernparty ermöglicht Fachkräften von Einrichtungen, die an Kita & Co beteiligt sind, sich auszutauschen und dazuzulernen. Das Format und die Themen werden sehr gut angenommen“, sagt Christina Altenbernd, Abteilungsleiterin im Bildungsbüro des Kreises Herford, „die nächste Lernparty planen wir für den Sommer 2023 und hoffen, dass sie dann nicht mehr digital, sondern im Kreishaus stattfinden wird“.
Kita & Co ist ein Programm des Kreises Herford und der Carina Stiftung. Aktuell beteiligen sich 140 Einrichtungen aus dem Kreis Herford, in der Regel Kindertagesstätten und Grundschulen. Kita & Co bietet seit 2005 eine kreisweite Vernetzung an, zudem arbeiten Kitas und Grundschulen vor Ort zusammen. Die regionale und örtliche Zusammenarbeit über die eigene Einrichtung hinaus will Kita & Co weiter ausbauen. Einer der großen inhaltlichen Schwerpunkte ist dabei aktuell die Digitalisierung.
Das Hauptziel von Kita & Co war es zu Beginn, Kindern einen reibungslosen Übergang von der Kita zur Grundschule zu ermöglichen. Inzwischen hat sich Kita & Co zu einem Lern-Raum für Fachkräfte, Eltern und Kinder aus Kitas und Grundschulen entwickelt. © Kita & Co