»Fege, fege lieber Wind, in die Tonne, was uns Nein-Gefühle macht geschwind.« Die Nein Tonne auf der Bühne ist wirklich groß, sie ist weiß und gleicht einem geräumigen Mülleimer. Kinder könnten da viel hineinschmeißen. »Doch für Kinder ist es oft gar nicht so leicht, die eigenen Gefühle zu spüren und auszudrücken«, sagt Anne Gierse-Plogmeier, Lehrerin der Grundschule Mindener Straße in Herford. Ein Grund, insgesamt 180 Kindern der Grundschule und zwei Kindertagesstätten das Stück »Die große Nein-Tonne« der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück (TPW) in der Gymnastikhalle der Schule vorzuführen.
»Nur wer seine Empfindungen wahrnehmen, zulassen und äußern kann, hat die Chance, eine starke und selbstbestimmte Persönlichkeit zu entwickeln«, sagt Steffen Mischur, der das Stück gemeinsam mit Anne Eisenblätter spielt. In den 45 Minuten Spieldauer gehen die beiden theaterpädagogischen Mitarbeiter der TPW eine Reihe von Situationen durch, in denen Kinder »Nein« sagen sollten, etwa wenn der Onkel streicheln will und das Kind das gar nicht mag oder Fremde Sachen verschenken wollen. Auch bei kleineren Dingen im Alltag fordert das in kindgerechter Sprache gehaltene Stück die Kinder auf, auszudrücken, wie es ihnen geht, etwa wenn die Mutter eine warme Jacke herausholt, obwohl das Kind schon schwitzt. Andere Dinge sind nicht so klar. Zähneputzen, Fernsehzeiten oder pünktlich sein. Die beiden auf der Bühne sehen ein: Manche Regeln machen Sinn, auch wenn sie zunächst blöd scheinen, und gehören nicht in die Nein-Tonne. Letztlich aber sollen die Kinder für sich selbst sprechen.
»Gefühle zu zeigen ist stark und macht stark«, sagt Gisela Schimanski, Projektmanagerin von Kita & Co, »die oftmals kontrollierte Erwachenenwelt sollte Kindern diesen Lernraum ermöglichen«. Wer sagen könne, was unerwünscht ist oder Angst macht, lerne zugleich auch, Dinge und Situationen zu benennen, die schön sind. »So gesehen hat das Stück und die Auseinandersetzung damit eine positive, lebensbejahende Botschaft«, erklärt Gisela Schimanski.
Kita & Co als gemeinsames Projekt des Kreises Herford und der Carina Stiftung setzt sich für die frühe Bildung am Übergang zwischen Kita und Grundschule ein. Insgesamt nehmen aktuell 24 Grundschulen und 54 Kindertagesstätten aus dem gesamten Kreis Herford an Kita & Co teil. Einen örtlichen Verbund bildet dabei die Grundschule Mindener Straße mit den Kitas Schwarzenmoor, Maiwiese und St. Marien. Und so zeigte die Theaterpädagogische Werkstatt an einem Vormittag gleich drei Aufführungen in der Grundschule, besucht von über 180 Kindern der Kitas und der 1. und 2. Klasse.
»Wir wollen glücklich sein und ganz viel lachen und träumen von einer bunten Welt, alles was wir nicht wollen, werden wir einfach den Berg runterrollen«, singen die beiden großen Kinder zum Schluss auf der Bühne. Sie können sich sicher sein: Die Kinder haben verstanden. Das Stück haben sie gebannt verfolgt, und anschließend auf dem Schulhof gleich eingeübt, laut und deutlich »Nein« zu sagen.
An sechs Terminen finden im Mai insgesamt 18 Aufführungen des Stückes statt. Weitere von Kita & Co organisierte Termine für Kita- und Grundschulkinder im Kreis Herford folgen in der Grundschule Paul-Maar in Oetinghausen, in der Grundschule Bünde Hunnebrock, in Rödinghausen- Bruchmühlen, in Kirchlengern und in der Kita Vlohzirkus in Vlotho.