Tolle Impulse, zufriedene Fachkräfte

Bei der neunten Lernparty waren es sechs Fachforen, eines mehr als in der Vergangenheit. Damit reagiert das Programm Kita & Co auf die anhaltend hohe Nachfrage nach dem Fachtag im Kreishaus. Eine Sprache spielend lernen, Kunst aus Recycling, Moderieren leicht gemacht, Farben und Malen, Erzählwerkstatt und Fragetechniken, die Liste der Fachforen und Themen war lang. „Es gibt noch mehr Interesse und eine Warteliste, aber mehr Foren bekommen wir im Kreishaus nicht unter“, sagt Christina Altenbernd, Leiterin von Kita & Co.

Der Tag begann mit einer Begrüßung durch Dietmar Fleer, Leiter der Abteilung Offene Kinder- und Jugendarbeit, Schulsozialdienst des Kreises Herford und endete am Nachmittag mit Kaffee und Kuchen. Der Wohlfühlrahmen, zu dem auch eine einstündige Mittagspause mit Büffett gehört, ist eines der Merkmale des Lerntages. Die 130 Fachkräfte aus Kitas und Grundschulen lernen nicht nur. Sie sind gut versorgt und haben Möglichkeiten, sich auch außerhalb der Foren auszutauschen.

In manchen Räumen geht es eher ruhig zu, die Teilnehmenden sprechen im Stuhlkreis oder an Tischen. Sichtbar anders ist das im Recyclingworkshop von Micha Fink. Es macht den Eindruck, als ob der Kunstpädagoge und Autor mit einem Lastwagen aus Berlin angereist sei. So viel Material stapelt sich in Kisten im Raum 205 und auch auf Tischen im Flur. Tatsächlich hatten Mitarbeitende des Kreises vorab gesammelt. Blechdosen, Plastik, Papier – Material, das normalerweise im gelben Sack oder im Altpapier verschwindet.

„Die Flasche will eigentlich nicht zum Schwamm“, sagt Micha Fink, „sie macht sich glatt und rund und sagt: Geh weg, Schwamm“. Gebastelt werde mit Material, das eigentlich gar nicht zum basteln gedacht sei, und das auf den ersten Blick nicht zusammenpasst. Auf den zweiten Blick aber doch: So finden die Teilnehmenden schnell Möglichkeiten, ganz unterschiedliche Materialien zusammenzubringen, eben auch einen Schwamm und eine Flasche. Mit Hilfe von Blechscheren, Bügeleisen, Klebern und weiterem Werkzeug stehen im Ergebnis höchst kreative, oft figürliche Objekte. Sie entspringen der Fantasie der Teilnehmenden. Micha Fink berät, gibt Tipps, wie sich die Vorstellungen umsetzen lassen. Vorgaben macht er nicht. „Die eigene Erfahrung ist wichtig. Dafür ist dieser Workshop gedacht. Denn die Idee soll ja anschließend in den Kitas und Grundschulen weiterleben“.

Körperlich wird es in einem größeren Saal auf der nächsten Etage des Kreishauses. Theaterpädagoge und Regisseur Canip Gündogdu stellt mit den Teilnehmden Bilder. Die Musik treibt sie durch den Raum, dann bleiben alle stehen, frieren in ihrer Bewegung ein. Canip Gündogdu wählt eine Teilnehmerin aus. Sie ist dann mit ihrer Haltung der erste Baustein eines Ensembles, das entsteht. Stellt sie in diesem Moment ein Haus dar, können sich um ihn herum Bäume oder auch Fotografen versammeln, dargestellt von den Teilnehmenden. Es sind solche aktivierenden und einfachen Übungen, die eine Kombination von Bildern und Sprache darstellen. „Theater gibt Kindern eine Stinmme“, sagt Canip Gündogdu, „spielerisch nähern sich die Kinder einer Sprache an“.

Bei Marianne Vier steht die Sprache in der Variante des Erzählens im Vordergrund. Die systemische Organisationsberaterin und Erzählkünstlerin erarbeitet mit den Teilnehmenden Dramaturgien und Erzählungen, erläutert, wie eine gute Geschichte aufgebaut ist und regt die Fantasie der Teilnehmenden an. „Warum hat der Mais eigentlich Haare“, fragt sie. Das berichtet ein indianisches Märchen – und daraus lassen sich gut weitere Geschichten bauen. „Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“, zitiert sie Albert Einstein.

Spielerisch ging es auch in den weiteren Fachforen zu. Denn das Prinzip der Lernparty lautet, dass alles auf die Einrichtungen und damit auf die Kinder übertragbar sein soll. Spielerisch geht es einfach leichter und besser. Lena Jeckel vermittelt den Fachkräften, wie auch Kinder moderieren können. Die Pädagogin und Referentin von Plustrainining lässt die Teilnehmenden selbst festlegen, was eine Moderation überhaupt ist. Zunächst einigen sich zwei Teilnehmende auf eine Definition, dann vier, dann acht und schließlich die ganze Gruppe.

Und selbst das Fachforum, das sich vor allem an Leitungskräfte richtet, kennt Bewegung und Spiel. Heraus kommen motivierende Fragetechniken für Leitungskräfte. Dafür legt Referent Dietmar Sahrhage, systemischer Familienberater, auch schon mal zwei Stapel mit Fragen und Antworten nebeneinander. Die Karten werden gemischt und es entstehen zufällige Kartenpaare, mit dem Teilnehmenden weiterarbeiten.

Friedlich und bunt geht es in der Kantine des Kreishauses zu: Dort dreht sich alles um Farben. Die Kunstpädagogin Angela Kahre vermittelt in ihrem Fachforum die Bedeutung, Herstellung und Verwendung von Farben. Die Teilnehmenden probieren selber aus, mischen an, tragen auf, erkennen den Unterschied natürlicher und chemischer Farben, erfahren, warum ein Bild nach dem Malen riecht und was ein Ei anrichtet. Hintergrundig wird es, wenn Angela Kahre fragt, ob es eine Nicht-Farbe gibt.

„Tolle Impulse, zufriedene Fachkräfte, was will man mehr“, resümiert Christina Altenbernd die Lernparty. Und ja, eine Nicht-Farbe, die gibt es nicht.